Die Partnerschaft mit einem Menschen, der unter ADHS leidet, wird dauerhaft von den Symptomen begleitet werden. Diese verschwinden nicht im Erwachsenenalter, wie früher fälschlich vermutet wurde. Die Zeichen werden wahrscheinlich verursacht durch eine Neurotransmitterstörung. Der Dopaminrezeptor erhält dadurch fehlerhafte Informationen, die zu den folgenden Krankheitszeichen führen können.
Die Aufmerksamkeitsstörung ist das bekannteste Symptom. Die motorische Hyperaktivität wird als erwachsener Mensch oft gut beherrscht. Trotzdem wird der konstante Bewegungsdrang für die Partner spürbar. Verträumtheit tritt häufiger bei weiblichen Betroffenen auf. Die Affektlabilität und die damit verbundene Impulsivität werden in vielen Situationen spürbar. Chaos und eine gesteigerte Desorganisation können die Folgen sein. Auch die schnellere Erschöpfbarkeit kann sich zu einer Störung entwickeln. In einer ADHS Liebesbeziehung wird daher immer Rücksicht ein wichtiges Thema sein. Gleichzeitig ist eine klare Strukturierung des Alltags eine Hilfe für das Zusammenleben.
ADHS und die Liebe – Beziehungsprobleme vorprogrammiert?
Schwierigkeiten in einer Partnerschaft entstehen dann besonders schnell, wenn die Diagnose des ADHS bei einem oder beiden Beteiligten nicht bekannt sind. Daher ist die entsprechende Offenheit ein wichtiger Problemlöser. Wissen beide Beteiligten von der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, können sie ihr Verhalten und die Planung des Zusammenlebens gestalten. Stimmungsschwankungen oder Wutausbrüche werden immer dann zu einem Beziehungsproblem, wenn das Gegenüber diese Reaktion auf sich selbst bezieht.
Weiß die Person von den Symptomen, erkennt sie mit der Zeit die Auslöser. Diese können vielleicht gemieden werden. Unvermeidbare Trigger werden in die Kommunikation einbezogen. ADHS wird von vielen Betroffenen als ein Phantom bezeichnet, das sie schon ihr gesamtes Leben verfolgt. Phantome verlieren in dem Moment ihren Schrecken, in dem sie erkannt werden. Dieses Schreckgespenst hat eventuell schon die ersten Beziehungen im Leben erschwert.
Die Liebe zu den Eltern oder Geschwistern kann von der ADHS stark beeinflusst werden. Wurde später die Diagnose gestellt, hat die Klarheit geholfen, Lösungsstrategien zu finden. Entsprechend werden solche Muster in einer Liebesbeziehung benötigt. Manche Paare nehmen dauerhaft eine Paartherapie in Anspruch. Erfahrene Therapeuten helfen dabei, Situationen zu analysieren und neue Verhaltensmuster aufzubauen. Dadurch wird die Kommunikation zwischen den Personen verbessert. Streitsituationen werden bei solchen Treffen geklärt. Sie werden zudem zu einem wiederkehrenden Ordnungspunkt im Wochen- oder Monatsablauf. Neben der eventuell notwendigen Medikation können diese Treffen helfen, dass die Liebesbeziehung für beide Beteiligten erfüllender wird.
Was beeinflusst eine ADHS Liebesbeziehung in der Regel stark?
Eine gesunde Beziehung basiert auf einer festen Grundlage. Diese besteht aus einer tiefen Verbindung zwischen den Liebenden. Eine offene Kommunikation ist wichtig, damit die Liebesbeziehung eine positive Zukunft hat. Gesunde Grenzen schaffen gleichzeitig den notwendigen Abstand und die erforderliche Nähe. Diese Säulen lassen erahnen, wovon die Partnerschaft und Liebe zu einem Menschen mit ADHS beeinflusst werden.
Stimmungsschwankungen
ADHS ist wie das Fahren auf einer Achterbahn. Kleine Äußerungen können dazu führen, dass die betroffene Person ausfallend und ungehalten reagiert. Eine Bemerkung zu viel reicht aus, damit die Stimmung extrem abstürzt. Das kann eine Bitte, eine Aufforderung, aber auch ein Hinweis sein. Der betroffene Mensch fühlt sich durch die Worte in die Enge gedrängt. Sofort setzt die Verteidigungshaltung ein. Diese endet mit einem Angriff oder einem Rückzug. Bei manchen Personen geschehen diese Stimmungsschwankungen ohne jeglichen Anlass. Sie werden von den Menschen mit ADHS vielfach erst bemerkt, wenn sie bereits mit einem Gegenangriff gestartet haben.
Mangelnde Kritikfähigkeit
Beziehungsprobleme können entstehen, wenn die Reaktionen auf eine Kritik unverhältnismäßig sind. Eine harmlos gemeinte Bemerkung wird dann in einer harten Art gekontert. Viele Menschen erleben jede Form der Kritik als Angriff auf ihre Person. Es können Wortgefechte entstehen, die mit lautem Schimpfen enden. Es kommt vor, dass die ADHS Liebesbeziehung hinterher kurzfristig durch Schweigen und Abstand gekennzeichnet ist. Andere Menschen bitten anschließend sehr schnell um Verzeihung. Sie haben gelernt, welche Reaktion ihre Worte haben.
Selbstzweifel
Die Liebenden haben bereits eine lange Vorgeschichte mit der Krankheit. Von Kindheit an haben sie erlebt, dass sie immer wieder bei anderen Menschen anecken. Freundschaften wurden deshalb beendet und Beziehungen sind gescheitert. Das kann Selbstzweifel wachsen lassen. Eine Person mit geringem Selbstwertgefühl wird sich schneller angegriffen fühlen. Sie können auch ein überangepasstes Verhalten begünstigen, was nicht dauerhaft erfolgreich sein kann. Es ist wichtig, dass der betroffene Mensch seinen Selbstwert erkennt. Eine Partnerschaft ist immer dann besonders erfolgreich, wenn sie auf Augenhöhe stattfindet.
Überemotionale Reaktionen
Kommt es zu einem Konflikt, kann dieser sehr emotional ausgetragen werden. Vielfach ist er begleitet von Lautstärke und verletzenden Worten. Der Mensch mit ADHS verliert in solchen Augenblicken die Selbstbeherrschung. Die Rücksicht, die viele Personen schon als Kind verinnerlicht haben, fällt in diesem Augenblick in sich zusammen. Die Emotionen brechen aus den Betroffenen heraus. Später können manche erkennen, was ihre Worte ausgelöst haben.
Vorschnelle Äußerungen
Das hohe Maß an Spontaneität kann dazu führen, dass unüberlegte Worte gesagt werden. Das kann im Gespräch genauso passieren wie auch in anderen Situationen. Eine flapsige Bemerkung über das Aussehen des Partners wird von diesem vielleicht als verletzend erlebt. Eine doppeldeutige Aussage wird falsch interpretiert und sorgt im Verlauf zu einem Streitgespräch. Es entstehen auf diese Weise Konflikte, die auf vorschnellen Äußerungen beruhen.
Tipps für eine gute Beziehung mit ADHS
Menschen, die trotz ADHS eine Liebesbeziehung erfolgreich gestalten wollen, sollten von Beginn an einige Regeln einhalten. Neben dem offenen Umgang mit der Diagnose ist es wichtig, dass die Erkrankung nicht als persönlicher Makel angesehen wird. Schließlich bieten die Eigenheiten der Wahrnehmung auch diverse Chancen. Ein hoher Gerechtigkeitssinn und die Kreativität werden das Zusammenleben in besonderer Form bereichern. Vielfach leidet nicht der betroffene Mensch, sondern der Partner unter den Auswirkungen. Daher sind die folgenden Hinweise für beide Beteiligten gleichermaßen wichtig.
Struktur
Ein klar geregelter Tagesablauf schafft Sicherheit und Ruhe. Der Alltag wird diesen Rhythmus immer wieder stören. Nach einer Krise werden die geplanten Strukturen erneut aufgenommen. Dann können sich die Liebenden sich gemeinsam wieder entspannen.
Ruhe
Neben der Turbulenz des Alltags sollten bewusst ruhige Zeiten eingeplant werden. Die Stille und Entspannung sorgen dafür, dass Beide miteinander Kraft tanken können. Diese Zeit kann mit Spaziergängen im Grünen oder einfach in der eigenen Wohnung verbracht werden. Das Gehirn entspannt dabei und braucht keine Geräuschkulisse abwehren.
Selbsthilfegruppen
Diese Treffen sind für beide Partner eine sinnvolle Hilfe. Die Betroffenen treffen auf andere Menschen, die ebenfalls mit ADHS leben. Die Gespräche machen deutlich, dass sie kein Einzelfall sind. Die Partner können ebenfalls von speziellen Treffen profitieren. Hier kommen sie mit anderen Menschen zusammen, die das Leben mit einer Person mit ADHS kennen. Neben dem Austauschen von Ratschlägen können sie an der Stelle von Erlebnissen und Schwierigkeiten berichten. Sie lernen, die Symptome besser zu verstehen. Dadurch verliert sich der Eindruck, dass sie verletzt werden sollten. Unberechenbarkeit, mangelnde Kritikfähigkeit und Unzuverlässigkeit werden dann nicht mehr auf die eigene Person bezogen. Die Symptome der Krankheit können als solche erlebt werden.
Therapeutische Hilfe
Manche Paare benötigen neben den vorher aufgeführten Punkten zusätzlich eine spezielle Paartherapie oder auch medikamentöse Unterstützung. Es ist entscheidend, dass diese Hilfen von erfahrenen Therapeuten und Medizinern gestaltet werden. Sie sollten ausreichende Erfahrungen im Umgang mit ADHS haben. Nur mit dieser Expertise werden sie die Vielschichtigkeit der unterschiedlichen Symptome verstehen.
Fazit
Sie haben Ihre große Liebe gefunden, möchten am liebsten direkt heiraten und sich nach einer Hochzeitslocation im Ruhrgebiet, in der Region Hannover oder im Norden bei Hamburg umsehen? Gar kein Problem, wäre da nicht das Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. So denkt vielleicht die ein oder andere Betroffene Person. Aber die Ehe ist ein Versprechen, das auch von Menschen mit ADHS langfristig gelebt werden kann. Die unterschiedlichen Symptome können zwar Beziehungsprobleme verursachen. Damit das aber nicht zum Bruch der Partnerschaft führt, sollten Störungen progressiv angegangen werden. Ein offenes Gespräch ist immer ein guter erster Schritt. In der Folge werden dann die notwendigen Maßnahmen ergriffen, die beiden Menschen eine glückliche Liebesbeziehung ermöglichen.