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Die Suche nach der geeigneten Schulform, kann schnell zu einer Herausforderung werden. Insbesondere dann, wenn für das schulpflichtige Kind ein besonderer Bedarf festgestellt wurde. ADHS Schulen in Deutschland versprechen eine gezielte Förderung betroffener Schüler, hier kommen einem direkt die Schulen der Sonderpädagogik in den Sinn. Doch nicht immer gelingt in diesen spezialisierten Bildungseinrichtungen der gewünschte Lernerfolg. Vielmehr sollten Erziehungsberechtigte – unabhängig vom „Schul-Label“ – ihren Blick bei der Suche weiten und dabei insgesamt auf einen vielversprechenden pädagogischen Ansatz achten.

Was ist für ADHS Schulkinder wichtig?

Grundsätzlich ist zunächst für Kinder mit ADHS nichts anderes wichtig als für andere Schulkinder. Sie möchten in einer Umgebung lernen, in der individuell auf sie eingegangen wird. Sie möchten auf ein Lehrpersonal treffen, dass empathisch genug ist, um die Stärken und Ressourcen der Kinder zu erkennen und diese zu fördern. Unabhängig dieser allgemein gültigen Anforderungen, die wir uns alle für die schulpflichtigen Kinder wünschen, sollten folgende weitere Aspekte beachtet werden:

Angstfreies Lernen

Davon können ADHS-Betroffene „ein Lied von singen“: Ständiges Sanktionieren ihres Verhaltens. In einigen Schulen und bei diversen Schulkräften scheinen sie regelrecht „auf der Abschussliste“ zu stehen. Kommt es im Unterricht zu irgendeiner Auffälligkeit, richtet sich häufig das Augenmerk direkt auf die bereits „gebrannt markten“ Kinder. Das führt bei den Gepeinigten nicht nur zu dauerhaftem Frust und einer gewissen Schulmüdigkeit, sondern es begünstigt auch die Entwicklung von Ängsten bis hin zu der Entwicklung einer manifestierten Angststörung.
Eltern und Erzieher handeln richtig, wenn sie bei den Kindern solche Tendenzen feststellen und nach einer Lösung suchen. Eine angstfreie Umgebung ist nicht nur erzieherisch wünschenswert, sie trägt ebenso maßgeblich zu einem angestrebten Lernerfolg mit bei. Kinder trauen sich in einem solchen Umfeld Fehler zu, weil sie wissen, dass sie dafür nicht negativ, sondern förderlich und respektvoll korrigiert werden. Letztendlich lernen wir gerade durch Fehler, eine positive Fehlerkultur zahlt sich immer aus.

Ermutigender Zuspruch

Dementsprechend existiert bei einigen das Gefühl des „abgestempelt sein“. Gleichzeitig begünstigen negative Erlebnisse und Erfahrungen das Gefühl des Scheiterns. Dies alles kann zu erheblichen Selbstzweifeln führen. Ein jeder Mensch verfügt über diese innere kritische Stimme, die mit einem selbst hart ins Gericht geht. In der eigenen Verteidigung können wir diesem inneren Richter unsere positiven Seiten entgegenhalten, um so aus diesem persönlichen Strafgericht möglichst glimpflich wieder herauszukommen.
Ein jeder Mensch kann auf ein solches Paket an positiven Eigenschaften und Aspekten zurückgreifen, da wir alle über positive Ressourcen und Persönlichkeitsmerkmale verfügen. Allerdings setzt dies einen Mindestmaß an Selbstglauben und Selbstwertgefühl voraus, welches wir zu großen Teilen durch das positive Feedback anderer Menschen erlangt haben. Denn wir erproben uns alle ein Leben lang in unserer Außendarstellung und in dem Wunsch nach Anerkennung. Als soziale Wesen, sind wir auf diese Form der Aufmerksamkeit und Interaktion angewiesen. Wir brauchen den ermutigenden Zuspruch anderer Personen, um uns bestmöglich weiterentwickeln zu können.

Einfühlungsvermögen

Empathie ist der Grundstein jeder Pädagogik. Wir Menschen sind in unseren Persönlichkeiten einzigartig. Wir verbinden mit Erlebnissen und Erfahrungen ganz eigene Zusammenhänge und Gefühle. Ein jeder Mensch trägt seine persönliche Geschichte mit sich und hat dadurch eine absolut individuelle Wahrnehmung. Um das Gegenüber besser verstehen und nachvollziehen zu können, bedarf es einer angemessenen Portion Einfühlungsvermögen. Selbst wenn uns „seine Welt“ sehr fremd und fern erscheinen mag, ist ein gewisses Verständnis die Bedingung, um die Bedürfnisse und so weiter tatsächlich nachvollziehen zu können.
Lehrkräfte sollten also nicht lediglich ein Verhalten „normgerecht“ einfordern, sondern sich immer fragen, weshalb der Schüler in einer bestimmten Situation mit einem abweichendem Verhalten reagiert, welche Emotionen und Erfahrungen dieser mit einer vergleichbaren Erfahrung verbindet. Denn erst, wer sich aufrichtig verstanden fühlt, wird sich überhaupt freiwillig auf eine andere Sicht der Dinge einlassen. Nur so kann eine erfolgreiche und nachhaltige Verhaltensänderung eingeleitet werden.

Welche Schulform eignet sich?

Die Frage nach der richtigen Schule stellt sich immer, um dem Kind die beste Förderung zugute kommen zu lassen. Je nach Ausgangslage, scheint das Thema ADHS bei dieser Schulsuche im Mittelpunkt zu stehen. Das Stigmata ist meistens so stark, dass der größte Teil der Überlegungen nur um diesen Aspekt kreist: Wo kann das Kind mit seinem ADHS möglichst gut durch die Schulzeit kommen, ohne dass die Versetzung ständig gefährdet ist und ohne dass regelmäßig wegen seines Verhaltens zu Elternabenden eingeladen wird?
An diesem Punkt angelangt, suchen viele Eltern und Erzieher nach Schulen mit einer speziellen Schwerpunktsetzung in Sachen ADHS. Wie wir bereits einleitend eingegangen sind, existieren solche speziellen Schulangebote in unserer Bildungslandschaft. Ob sie der Integration und einer individuellen Förderung gerecht werden, das sei dahingestellt und bedarf immer der einzelnen Betrachtung.

Jede Schulform – Pädagogik ist gefragt

Es kommt viel weniger auf die exakte Schulform an. Viel entscheidender ist, welcher „Geist“ in der jeweiligen Schule gelebt wird. Folgende Fragestellung können sehr dienlich sein:

  • Kann das Lehrpersonal tatsächlich den individuellen Anforderungen der Kinder gerecht werden?
  • Welche Bemühungen werden getätigt, um ein Ort der Integration und nicht des Ausschlusses zu sein?
  • Welche Herangehensweise wird gewählt, um eine gewünschte und positive Verhaltensänderung zu bewirken?
  • In welcher Atmosphäre findet der Unterricht statt, so dass auch für dieses Kind ein Lernerfolg garantiert ist?

Nachteilsausgleich

Einige Schüler können auf zusätzliche Unterstützung durch den sogenannten Nachteilsausgleich hoffen. Dieser gleicht schulische Nachteile aus und verspricht einen Notenschutz, so dass eine Versetzung nicht direkt gefährdet ist. Allerdings sieht die zugehörige Richtlinie nicht explizit die Förderung von ADHS-Kindern vor. Allerdings besteht immer dann ein Anrecht auf die Beantragung der Hilfe, wenn das Kind durch seine Diagnose in Lesen, Schreiben und Rechnen nachweislich beeinträchtigt ist.

Entscheidungsträger sollten sich bei der Wahl der richtigen Schule nicht ausschließlich auf den Punkt ADHS konzentrieren. Sie sollten ihren Blick breiter fächern, sich insgesamt für die Schule und ihre Angebote interessieren. Denn sie können hilfreiche Informationen darüber liefern, wie sehr sich eine jeweilige Schule um ein positives Lernklima und eine bestmögliche Bildung bemüht. Hierzu zählen gewiss auch solche Angebote und Maßnahmen, die in die Zukunft gerichtet sind und einen erweiterten Horizont voraussetzen. Zum Beispiel halten einige Schulen elektrisch betriebene Schulbusse vor, um so den Schulweg klimaneutral zu gestalten. Elektro Nutzfahrzeuge werden zwar insgesamt immer beliebter, die meisten Bildungseinrichtungen hinken dem jedoch noch hinterher und halten nur den klassischen Schulbus vor. Wer jedoch seinen Blick weiter richtet und sich für seine Mitmenschen und die Umwelt interessiert, dem darf durchaus unterstellt werden, das notwendige Gefühl und die richtige Haltung für die Arbeit mit Schülern mitzubringen.

Fazit: Jede Schule kann eine ADHS-Schule sein

Weniger wichtig ist ein bestimmtes Schulsiegel, wie sie beispielsweise einige ADHS Schulen in Deutschland tragen. Viel entscheidender: Wo habe ich das Gefühl, dass mein Kind am besten aufgehoben ist? Wo ist Raum und Zeit für besondere Bedürfnisse dieser Schüler? Erziehungsberechtigte sollten bei der Wahl der richtigen Schulform einige Punkte beachten, um so dem Schüler die beste Förderung zu ermöglichen. Sie sollten sich für Lehrkräfte entscheiden, die über das notwendige Einfühlungsvermögen verfügen, um adäquat beispielsweise auf Impulsivität zu reagieren.

Pädagogen sollten eine angstfreie Lernumgebung schaffen, so dass die Kinder gerne in die Schule gehen. Die Kommunikation untereinander sollte stets von gegenseitigem Respekt geprägt sein. Ist eine solche Lernumgebung gegeben, ist für einen gewünschten Lernerfolg und eine glückliche Schulzeit, die beste Grundlage gelegt.